Nicht überall der Gleiche

Oft werde ich gefragt, ob es mir nicht langweilig auf der Insel werde.
Immer das Gleiche?
Ich antworte dann manchmal mit folgender Geschichte:

„Gott ist überall. Und Gott ist überall der Gleiche.“ Das sagte der Rabbi Kuk seinen Schülern immer wieder. Wenn ihm die Arbeit in Jerusalem zu viel wurde, zog er sich zum Gebet in die Wüste zurück. Seine Schüler fanden das merkwürdig. 
Eines Tages fragten sie ihn kritisch: „Rabbi, du hast uns doch gesagt: Gott ist überall. Und Gott ist überall der Gleiche. Warum gehst du dann zum Beten in die Wüste, wenn Gott doch überall ist?“ 
„Ihr habt recht“, antwortete Rabbi Kuk. „Gott ist überall. Und er ist überall der Gleiche. Aber ich, ich bin nicht überall der Gleiche. Deshalb gehe ich zum Beten in die Wüste.“

Ich, ich bin nicht überall der Gleiche.
Und die Insel auch nicht.
Wir verändern uns - stets.
Mir tut es gut zu wissen, dass ich in all den Veränderung Gott aufsuchen kann, wo ich ihm in meiner Verschiedenheit besonders spüren kann - an „heiligen Orten“.
Die Insel in seiner Buntheit ist für mich solch ein heiliger Ort.

Wenn ich an diesen Ort komme, bin ich nicht mehr der Gleiche. 
Hier mache ich Erfahrungen, die mein Leben verändern. 
Hier erlebe ich etwas, das über meinen Alltag hinausscheint. 
Gott ist überall. Und überall der Gleiche. 
Aber hier, auf dieser Insel – für mich ein ‚heiliger Ort‘ - kann ich ihm besonders nahe sein.

Ich wünsche Ihnen solch einen ‚heiligen Ort‘,  an dem Sie Gott besonders nahe sein können.

Ihnen eine gesegnete Woche

Ihr

Egbert Schlotmann, 
Pfarrer in St. Willehad